Francis Dhomont
FRANKENSTEIN SYMPHONY

Von Marcus Maida

Zwei der besten Erscheinungen aktueller experimenteller – & das heisst hier: sperriger & schwieriger – elektroakustischer Musik auf Asphodel, dem Label von NY’s Illbient-Supervisor DJ Spooky, das mensch zzt. noch in Ruhe aural untersuchen kann, bevor der Hip-Hype-Overkill via diverser Publikationen einem die letzte Freude daran vergälen wird. Der franco-kanadische Elektronikpionier Francis Dhomont, der auf Aspodel bereits eine Drones-Trilogie veröffentlichte (Drones sind bewusst langsame und vordergründig strukturlos gehaltene Geräuschstücke), hat auf „Frankenstein Symphony“ in 4 Stücken elektroakustische Klangmonster konstruiert, die aus den Werken von 22 Komponisten & Freunden – oftmals Studenten von Dhomont – zusammengesetzt sind. Die Kraft der verwendeten Sampletechnik (cut & put & cut again) ist allerbeste Demonstration für einen intelligenten strukturellen Umgang mit Klangmaterial, der nicht zum virtuosen Selbstzweck führt. Eine Hierarchie oder festgefügte Richtung der Klänge scheint nicht zu existieren, gleichsam die Collagen alles andere als indifferente Ansammlung sind. Dieser Platte lassen sich wahrscheinlich nach dem 100sten Hören noch völlig unerwartete Dinge abgewinnen.

Völlig anders arbeitet Ulf Langheinrich, eine Hälfte des österreichischen Duos „Granular Synthesis“. „Degrees of Amnesia“ ist ein ungeheuer intensiver & bewusster Trip in dunkle & düsterste Regionen des auralen Unterbewusstseins. Diese Musik hat, trotz odergerade ihrer Sperrigkeit & Zähigkeit, eine abstrakte Dynamik inne, die atemberaubend ist. Wer hier erwartungsvolle Ansprüche von gepflegter Unterhaltungsexperimentalelektronik stellt, sitzt in der eigenen Falle. Die 13 Stücke sind in ihrer Klang- & Rhythmussprache so eigen, different & darin wieder so geschlossen, dass es beängstigend & befreiend zugleich wirkt. Eine der besten Platten, die mir in letzter Zeit in die Ohren gekommen ist.
Kein leichter Hörstoff, aber ein nachhaltig wirkender & lohnender.

(Testcard)