The Third Eye Foundation

GEISTER AUSTREIBEN!

Matt Elliott ist frustriert. „Da arbeite ich in einem der besten Plattenläden für unabhängige Musik in diesem Lande“ – der Mann spricht vom „Revolver“-Recordshop in Bristol -, „und weisst Du, wieviel Leute hierhin kommen? Heute waren es ganze 10!“ Das kann ätzen, keine Frage. Deshalb überlegt sich Matt ganz ernsthaft, demnächst auf den Festkontinent zu ziehen, der Gedanke kam ihm erst gestern. „Nach EUROPA, weisst Du? Vielleicht nach Holland, wer weiss. Dieses Land ist auf jedenfall am Arsch. So viel läuft falsch hier, und ich sehe kein Interesse bei den Leuten für wirklich interessante Musik.“ Wie zum Beispiel für die seine. Matt Elliott ist Founder, Kopf und Alleinmitglied des Projektes „The Third Eye Foundation“, das vor allem mit den faszinierenden Alben „Semtex“ und „Ghost“ in Postindustrialkreisen und bei Liebhabern experimenteller Klangformen auf grosses Interesse stiess. Es ging naturgemäss um Geister und wo die sich so aufhalten. Nachts, zwischen den Türrahmen deiner Träume? In den nebeligen Gängen der Landesbibliothek? In den Samplen deiner Plattensammlung? „Leider dachten die meisten Leute, „Ghost“ wäre repräsentativ für meinen Sound“, seufzt Matt, „dabei konnte ich doch vor allen Dingen mein Equipment noch nicht richtig handlen. Ausserdem interessiert mich Harshnoise sowieso nicht mehr, denn die Welt ist voll von unnützem Lärm, und wer will sich das denn noch zur Entspannung zuhause anhören?“ Das Zeugnis dieser Wandlungsphase liegt auf der Hand: „Little Lost Soul“, das neue Album, ist ungleich zugänglicher als die bisherigen Klangforschungen Elliotts. Über visionäre Drum&Bass-Beats krabbeln Klanginsekten, und seltsame arienhafte Vocals entführen in bezaubernd-konkrete Sphären, inmitten denen sich die cinematographische Klasse dieses dunkel-glänzenden Meisterwerkes offenbart. Bei aller Schönheit und Spookyness hat Esoterik hier jedoch nichts zu suchen, denn der klare Klangzauberer Matt hat sehr genaue Ideen von dem, was er tut. Und bald könnte er irgendwo in Beneluxland noch relaxter Musik machen, Tim Buckley und seinen geliebten 60er Reggae hören, den Qualm durch die Leitungen blasen und die Geister der Vergangenheit endgültig vertreiben.

(Intro)

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