RAPLIFE
Klingeling. Yo, wossup. Bill ist dran. Genau – DER Bill, Big Bill. Bill Clinton. Und jetzt hängt er tatsächlich bei Tash in der Leitung, fragt, was geht und überhaupt: der ganze Trouble mit Monica, Mann, was wär das cool, jetzt mit Tash und den Homies – „Word Up, Bill“ brüllt jemand in da back – relaxt einen durchzuziehen, oder zwei oder drei oder -…Tash lacht: Cool, Bill, aber Du hast mich hier gerade in the middle of was wichtigem erwischt. Ruf doch später nochmal an. Und dann wird mal wieder ein Docht angezündet, und eine verrauchte Rap-Orgie durchgezogen: Tash, Phil The Agony, die „Outkasts“ Big Boi und Dre und wer sonst als B-Real geben sich die Lunten, Ryhmes und Mikes in die Hand. Der Vibe ist klar, die Stimmung steigt. Was geht hier ab? Tash ist wieder da, diesmal zum ersten Mal solo. Rico Smith, Tash, Catastrophe – der Mann der „Alkaholics“ hat mit seinem Debüt schon gewonnen. Die Muttercrew des 27 Jahre alten Ur-B-Boys und Vaters einer Tochter war bekanntermassen schon immer gut für tighten, coolen und extrem G-Funk beeinflussten Rap, letztes Jahr gab’s als Zuckerkuss noch „Body Rock“ mit Q-Tip und Mos Def, und jetzt hat der Homerun von Tash zum Knalleralbum geführt, dass mit zum besten gehört, was derzeit von der „Leftcoast“ kommt. Mal ehrlich: gibt es was originelleres, als sein Album Ende 1999 „Raplife“ zu nennen? Before answering: und gibt es was cooleres, als sich auf seine Scheibe Gäste wie Raekwon, Ice-T, B-Real und Soul-Croonwunder Carl Thomas zu holen und eine verdammte Funk-Rap-Orgie darauf abzufeiern? Ice, der zusammen mit King Tee früher Ziehvater von Tash war, bekommt logisch einen volle knolle „bad nigga“-Cameo, wo er gleich wieder böse und „Wet T-Shirt Contest“-mässig in der Gegend rumballern muss. Der Vibe ist klar ironisch, aber er muss nun mal zeigen, wo der Hammer einst hing. Das ist eines der auf der Platte verstreuten „skits“, kleinen Hörspielen wie das mit Big Homie Bill, oder einer funky bitch oder einer unfunky Cop-Kontrolle. Nicht wirklich neu, aber so satt und fett angereicht, dass das Nicht-Zubeissen definitiv nicht geht. Der XXX-Wordz-Output ist klar im roten Bereich, die Raps schliddern über massives scratching oder ruhen sich entspannt bei weiss-gott-was aus. Im Titeltrack ziehen Tash und Raekwon im Miniml-Style über alle Buziness-Klischees ab bis der Arzt kommt, und „Alkaholics“-Dude Xzibit ist natürlich auch mit am Start, wenn Tash und Phil The Agony die Runde der „True Homies“ einläuten. Raplife – auf dem Cover steht Tash vor Bildschirmen mit Water-Jets, Lear-Jets, Black Porsches, Ghettoblastern, Mastinos, Barbed Wire, Cockroaches und Coins’n Bills. In real life aber sagt er, dass ihn Luxusscheiss nicht wirklich glücklich machen könnte, sondern vielmehr, ein paar Dollar zu haben, damit seine Tochter ernähren zu können und alle seine Freunde zu sehen, wie sie reihenweise Schleudertrauma kriegen vom permanenten Kopfnicken zu seiner Musik. Welliwelliwelli. Ihr seid gewarnt. Tracks wie „Bermuda Triangle“ oder „Ricochet“ werden der einen oder anderen Person in diesem Winter groovigen Pfeffer in den Arsch blasen. Wanna bet?
(Style & The Family Tunes)