X-Executioners

IF YOU GO BACK TO THE STREETS, THERE WILL BE NO DEAD END

Eine neue Stufe im state-of-the-Hip-Hop-art ist definitiv erreicht: die New Yorker X-ecutioners wirbelten Anfang des Jahres mit ihrem Album „X-pressions“ (Asphodel / Rough Trade) viel Staub auf. Gangster-Images, medialkonstruierte East vs. West – Sandkastenspiele & chartskompatible Harmonieschwelgereien gab es hier nicht, stattdessen das gnadenlose Hineinknien in das Vinylmaterial: Sounds, Beats & Scratches, mit einer Präzision, Leidenschaft und Artistik vorgetragen, die ihresgleichen in der aktuellen HipHopszene sucht. Kein Wunder: die vormals als X-Men bekannte Crew – Mista Sinista, Total Eclipse, Rob Swift & Roc Raida, einziges Mitglied der Urbesetzung, – besteht aus vier Battle-& Champion-DJs, deren 10-Kampfskills die Messlatte für DJ-Culture allgemein ziemlich hoch setzen. Die Crew wurde bereits 1988 gegründet, um damals gegen die rulenden „Supermen“ in NY anzugehen, mittlerweile sind einige Championate gewonnen, der Name wurde wegen des gleichnamigen ‚Marvel‘-Comics geändert, und man versucht, aus der Leidenschaft fürs innovative ’spinning‘ eine Karriere zu machen. Gleichsam geht es immer noch um eines: „Introducing, representing, batteling.“ Die X-ecutioners sind tatsächlich die Speerspitze des „Turntablism“, dem gezielten Einsetzen des Plattenspielers als einem Musikinstrument. DJ-Culture baut bekanntlich auf fliessenden Neukonstruktionen von bereits vorhandenem Material auf – wie aber lauten nun die Definitionen der neuen Turntable-Wizards? Mista Sinista gibt Hinweise.

„Wir wollen weit über das bekannte Mixen hinausgehen. Wir benutzen alle features, unser Wissen – und natürlich unsere Skills. Wir wollen den Leuten zeigen, dass der Turntable ein Instrument ist.“ Was macht einen guten DJ aus?

„Ein guter DJ ist sich sehr bewusst in dem, was er tut. Er begrenzt sein Können nicht. Ein DJ kann vielleicht eine Crowd zum springen bringen – aber kann er auch ein Battle-Publikum überzeugen? Es geht um Innovation. Turntablism erfordert viel Geduld, Übung & Hingabe! Ich habe früher 8-9 Stunden am Tag geübt, heute sind wir mehr busy mit anderen Dingen, aber was heisst das? Jemand kann 8 Stunden immer das gleiche üben, dafür kann ich heute in einer Stunde vielleicht 5 neue Dinge lernen.“ Euer Style ist definitiv eine new school of the old school, ihr bezieht euch stark auf Grandmixer DST, Grandmaster Flash, Cash Money und Kool Herc. Gestern erst sagte mir ein DJ, das DJ-Ding ist hier am Ende, in der Sackgasse, es muss einfach wieder dahin zurück, wo es herkam – auf die Strasse. „Absolut richtig. Wenn Du DJ bist, musst du auch etwas neues bringen, sonst kopierst du nur das, was jeder macht. Aber DJen wird niemals wirklich an ein Ende kommen – weil: if you go back to the streets, there will be no dead end! In den 80ern dachten viele: So, das ist es jetzt, mehr als back & forth-scratching kann man nicht machen. Dann kam DST & alle sagten: ‚Wow‘ – & rannten an ihre turntables. Dann kamen andere & führten neue styles ein, dann kamen wieder ‚transformer‘ & brachten es auf die nächste Stufe. Die Leute werden mehr & mehr über turntablism verstehen.“ Wie kam der Kontakt zu ‚Asphodel‘ zustande, das ja eigentlich von DJ Spooky betreut wird? „Über Nout Human, der es auch gegründet hat. Er stellte eine Tour mit Illbient-acts zusammen & wollte noch ein paar andere DJs haben. Er muss sehr beeindruckt gewesen sein – so kam die Verbindung zustande.“ Welche lokalen HipHop-styles sind in NY interessant, gibt es aufregende neue Talente? „Um ehrlich zu sein: es gibt einige gute Leute, aber keiner bringt wirklich etwas neues hinzu. Jeder tut nur, was der andere tut. Ich habe lange keinen mehr gesehen, der mich umgeworfen hat, wirklich. Also auch keinen, der UNS inspiriert & bewegt hat.“ Wie seht ihr euch im Bezug auf andere HipHop-Styles, wie Gangster-Rap, East vs. West-Hype? „Ich denke nicht, dass das was mit den DJs zu tun hat. Wir waren verschiedene male an der westcoast & verstehen uns gut mit einigen crews – wir alle stehen auf demselben Boden. Ich denke, das hat mehr was mit den MCs zu tun, Egohypes, & natürlich den Medien. DJs interessiert das nicht – wenn Du gut bist, bist Du gut, egal, woher Du kommst.“ Und welche HipHop-Acts findest Du selbst noch aufregend? „Wu Tang…Organized Confusion…Natural Resource…KRS One…Big Daddy Kane…& always the old school – that’s it.“

(Intro)

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