DJ Spinna

DER BEAT IST EIN BETT

Introducing DJ Spinna? Nicht wirklich. Dafür macht der Brooklyn-based Beatmaster einfach schon zu lange rum, als dass man ihn jetzt von Null auf hundert als den letzten heissen Scheiss verkaufen kann. Und doch wird genau das geschehen: via „Rawkus“ werden sich jetzt einige Ohren mehr für seine exzellenten Tracks öffnen, die geschmeidig sind, flow haben und trotzdem die gewisse scharfe Kante, die nötig ist, um den gemeinen Kopfnicker in die Knie gehen zu lassen und seine Gelenke zum Zucken zu bringen. Der erste Hör der „Heavy Beats Vol. 1“ lässt nur einen Gedanken zu: Was für ein geschmackssicheres Ohr hat sich da auf die Strasse gelegt und diese funky-jazzy-shuffelnden und gleichzeitig deep-relaxten Beats nur entworfen? Es klingt wie aus der Tasche geschüttelt, dabei steckt hinter diesem kleinen Groovemonument ein weiter musikalischer Weg, der für Spinna bereits als Kind mit einer 45er-Sammlung und einem Miniplattenspieler begann. Mit 18 fing er ernsthaft an zu DJen, das war 1981, ab 85 produzierte er und tat sich in einigen crews um, bevor er 1990 schliesslich die „Jigmastas“ gründete. 95 brachte man, frustriert von der Jagd nach Labeldeals, die 12″ „Beyond Real“ auf gleichnamigen Eigenlabel raus. Es gab Remixe für „De La Soul“ (Stakes is High) und „Das FX“, bis 97 „Rawkus“ endlich anbiss, für die er einige Tracks, zb. von L. Fudge, produzierte. Heute ist Spinna ein Stück angekommen, aber immer noch auf dem Weg. „Meine Mutter sagte immer: ‚Get a job, get a job!‘, aber letztens verriet sie mir, dass sie stolz sei, dass ich bei meiner Sache geblieben bin.“ Und das zahlt sich endlich aus: der ehemalige Student der Soziologie und Afro-American-Studies, der in einer gemischten, vornehmlich aber schwarzen hood in Nähe des Pratt-Institutes für Graphic Design in Brooklyn lebt und dort solo inmitten seiner unzähligen Platten produziert („Bei 10.000 habe ich aufgehört zu zählen“), kann mittlerweile von den Beats leben, mit denen er seine Tracks stets beginnt. „Sie sind wie das Bett. Der Rahmen. Alles andere kommt danach.“ Kollaborationen sind für den ruhigen, bescheidenen und sehr gelassen und spirituell wirkenden Producer das Salz in der HipHop-Suppe. Neben Eminem, Talib, Apani B Fly Emcee, Missin‘ Linx, Joc Max und Thurston Howl III stehen Projekte mit Urban Species, Rae & Christian, 4 Hero und Nightmares on Wax auf dem Programm, soeben hat er mit Dego und George Evelyn in England die Weichen dafür gestellt – es ist klar, er wird sich mit der Elektronik verbrüdern. Spinna startet durch, ohne sich verrückt machen zu lassen. „Kollaborationen erweitern mein Bewusstsein – und meine Karriere“, weiss er genau, aber es ist ihm wichtig, seinen Namen nicht zu sehr auszuspielen. Die „Jigmastas“ sind nach wie vor die Nummer 1 für ihn, das Album auf „Tommyboy“ soll im Herbst erscheinen. „I’m just another HipHop-Kid, aber ich bin nicht eindimensional, sondern sehr vielseitig und beweglich.“ In New York legt er im „Two Eyes“ auf, der „Spy Bar“ oder im „Two Steps Down“. Und demnächst auf Deinem Plattenteller.

(Style & The Family Tunes)

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