Pharoahe Monch

LASS KNACKEN, TROY!

Da ist er also endlich. Nachdem letztes Jahr diverse Kollegen am ewigen Nichtzustandekommen der Interviews schier verzweifelten – nach vier erfolglosen Versuchen gibt man irgendwann gerne auf -, knackst es nun via London endlich in der Leitung. Doch nicht etwa vor Spannung. Pharoahe isst während unseres Gespräches genüsslich einen Apfel oder auch einen ganzen Sack davon. Dazwischen gibt es Pausen und wohlfeile Überlegungen. Einen Menschen wie Pharoahe Monch kann man nicht so einfach aus der Reserve locken, hier muss konkret nachgefragt werden. Die Hälfte des legendären HipHopduos Organized Konfusion hatte im letzten Herbst mit seinem Solodebut „Internal Affairs“ für Furore gesorgt, jetzt schickt sich der brilliante Lyricist und Produzent aus South Jamaica / Queens via der Remixe von „Simon Says“ u.a. mit der Hilfe der UK-BeatznBreak-Creme wie Roni Size & DJ Die, Roots Manuva & Rodney P aber auch den alten Homeboys Method Man und Shabaam Sahdeeq an, den kontinentalen Markt aufzumischen. Das Konzept von „Internal Affairs“ war ein 24-Stunden Kommentar inskl. Instant-Analyse der verschiedenen Persönlichkeiten von Monch. Troy, so heisst er wirklich, vertritt einen sehr individualistischen Ansatz: obschon er sich der HipHop-Community verbunden fühlt – sie beinhaltet für ihn Kultur, Geist, Schwingungen, die Art zu reden, zu gehen, bis sie schliesslich die ganze Welt umarmt -, bezieht er sich auf keinerlei Tradition in ihr. Gospel, Jazz, Metal, Rock, Funk, Soul, alle Stile und ihr Nebeneinander und ihre Unterschiedlichkeit sind die Basis, HipHop nur ein Ausdruck, wenn auch der massgebliche. „Keine Tradition! Jede Art von Musik seit Tag eins!“ Monch entdeckte sehr früh die Kunst, ging auf die Kunstschule und entdeckte schnell deren Begrenzungen innerhalb ihrer selbst und in der Gesellschaft. So entschied er sich, seine Kunst auf die Ebene des gesprochenen Wortes zu kicken. Und hier ist er. Wo sonst als auf „Rawkus“, die den HipHop-Underground mittlerweile etabliert haben. Und wieder knackst der Apfel. Monch weiss, dass die stetige mediale Ausweitung des HipHop-Business zzt. gut für ihn ist, aber er sieht auch die Probleme, wenn es um die Entwicklung eines Künstlers geht. Individualität und die Integrität zur eigenen Person sind essentiell für ihn, und er weiss um die Images, die die Industrie gerne bereitstellt. Sich auf politische Inhalte zu beziehen ist daher definitiv wichtig für ihn, auch wenn dies nicht so plakativ wirken mag. Bewusstsein kann durch Erziehung und auch durch Musik vermittelt werden, aber die Leute müssen für sich selbst entscheiden können. „Aber auf lange Sicht“, sagt er, „wird der Kampf ausserhalb der Plattenindustrie gewonnen.“ Und wieder knackst es.

(Intro)

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