COME IN & FIND OUT
Das fetteste Mixtape für den Winter ist schon aufgenommen: zum dritten Mal hat die famose „Fat City Records“-Crew (Label und Store) aus Manchester eine Compilation zusammengestellt, die Euch die Klamotten auszieht, falls Ihr nicht eh schon nackt seid. Für „Mystic Brew – The Main Ingredients“ haben die Mancunians tief ins Gewürzregal gegriffen und aus alten und neuen Zutaten eine Kraftbrühe zusammengerührt, die nach dem fettesten, schärfsten und geschmackvollsten aus Rare Groove, HipHop, Reggae und Fusion-Funk und-denk-dir-selbst-was-aus schmeckt. Schon die Vorgänger „The Flavour Of The City“ und „The Counter Culture“ waren absolute Burner und gute Freunde in vertrackten und glücklichen Situationen. So wird es auch diesmal sein: leg das Ding ein und ernte glückliche Gesichter. Der gewohnt oldschoolige approach der dicken Stadt hat erneut fette Früchte getragen, aber der flow, so Matt Triggs, der sich die Labelarbeit mit Dave Walker teilt, sei wahrhaft der bislang beste geworden. Kein Wunder: an der superben Zusammenstellung ist wie immer das ganze Team beteiligt. Jeder gräbt in seinem backstock, und dann wird ausgesiebt. „Ein kollektiver Prozess“, sagt Matt: „je mehr Leute beteiligt sind, desto mehr Geschmäcker, desto mehr Charakter, desto mehr Spass.“ Mitschuldig an einer der schönsten Groove-Compis der Jetztzeit: Grand-Centralist Mark Rae, der den Plattenladen 1993 gründete – Rae und Christians Studio befindet sich übrigens direkt unter dem Office -, Co-Mitbegründer Ed Pitt, der jetzt in London mit „Scenario“ HipHop releast, Martin Brew, Shop-Manager und Produzent auf „Pleasure“, dem Label von Ex-Hacienda-Don Rob Gratton, Andy Votel, Betreiber von „Twisted Nerve“, Darren Laws, einer der Fat City-DJs, die den Style von Laden und Label in den Counter Culture Clubnächten repräsentieren, Treva Whateva, Ladenarbeiter und Familienvater, der jetzt auf Skint rauskommt, Mr. Scruff, Dauerassoziierter und -plattenkäufer, und eben Dave und Matt, die 1989 aus Bristol zum soul searching in den hohen Norden kamen. „Genauer gesagt: wir studierten, ich Film und Dave Business. In Bristol hingen wir auf den ersten Parties der Raw Bunch ab, die später zu Massive Attack und Smith & Mighty wurde.“ Clubsoul, Reggae, Rare Groove und HipHop war der Vibe, den sie via Fat City mitverbreiteten, wofür die damalige Northern-Streetsoul-Szene sie mit offenen Armen aufnahm. Bezeichnend für den Plattenladen: eine sehr freundliche und nicht-elitistische Haltung gegenüber allen Leuten: come in and find out. Der Laden war damals vielleicht so gross wie der Tisch, an dem Matt und ich jetzt sitzen, jetzt ist er „etwas“ grösser, und die beiden stehen nicht mehr hinterm Thresen, sondern starten Faxinvasionen und telefonieren die Drähte wegen Lizenzen heiss. „The Main Ingredients“ beendet vorläufig die „Mystic Brew“-Reihe, damit ab 2000 neue Karten ausgegeben werden können: die „Special Brew“-Reihe vertieft bestimmte Genres, so durch eine Psychedelik/Folk/70s french Pop-Compilation von Andy Votel, einer Kollektion aus alten und neuen R&B-Styles vom Fat City Soulspezialisten Mike Stephens und last not least der „Heavy Lounging“ LP im Februar, auf der Matt und die Crew aktuellen independent HipHop zusammenkratzt.
Manchester, so much to answer for.
(Style & The Family Tunes)