Das Poploch

Grazer Pop-Lectures:

DAS POP-LOCH. Einschläge und Ausblicke in die Popkultur.

Eine Vortragsreihe der FH JOANNEUM Graz, Studiengang Informationsdesign,

konzeptioniert und kuratiert von Marcus Maida.

Die Popkultur ist nach wie vor eines der wichtigsten und prägendsten ästhetischen Systeme unserer Zeit. Eine fundierte Reflexion und Auseinandersetzung mit ihr bleibt daher unumgänglich.

Popkultur präsentiert sich gegenwärtig als ein bisweilen widersprüchlich erscheinendes totales soziales und globales Phänomen: einerseits scheint sie allgegenwärtig wirksam zu sein, andererseits jedoch auch kaum greifbar und konkretisierbar.

Der gegenwärtige Diskurs über Popkultur scheint dem Rechnung zu tragen: einerseits scheint extrem Vieles, ja fast Alles zur Popkultur gesagt worden zu sein, andererseits scheint gegenwärtig auch wenig Konkretes und Adäquates dazu gesagt zu werden. Die Grazer Pop-Lectures haben die Intention, sowohl Basiswissen über den gegenwärtigen Zustand der Popkultur als auch Ausblicke zu ihrer möglichen Transformation zu vermitteln. Jeder gesellschaftliche und ästhetische Diskurs muss darüber hinaus ein zeitgemäßes Update und ein gegenwärtig gültiges Resümee erfahren.

Ziel der von Marcus Maida für die FH Joanneum Graz / Studiengang Informationsdesign kuratierten Grazer Pop-Lectures ist es, Popkultur gleichsam faktenbasiert und realistisch wie auch essayistisch und rahmensprengend zu reflektieren, um das Thema im besten Sinne bodenständig wie auch visionär vermitteln zu können. Ein Loch kann ein Einschlag wie ein Ausblick sein.

Popkultur präsentiert sich in diesem Fokus zwischen neuen Ausblicken und schwarzem Loch, zwischen Realität und Projektion, Gegenwartsphänomen und Zukunftsgestaltung, Hochkultur und Alltagsästhetik, Ideal und Ökonomie sowie Theorie und Praxis.

Nicht zuletzt wird die Frage gestellt, ob es bezüglich der Popkultur als realem Kultursystem und sozialästhetischer Konstruktion eine Form von praxisbezogenen Popkultur-Studien für einen gestalterischen Alltag geben kann.

Die Grazer Pop-Lectures 2008 / 09 haben unter dem Titel „Das Pop Loch“ ReferentInnen eingeladen, die zu den bedeutendsten gegenwärtigen Popkultur-TheoretikerInnen und MacherInnen im deutschsprachigen Raum als auch im internationalen Kontext gehören. Ihnen ist gemeinsam, dass sie sowohl im journalistischen und praktischen als auch im kulturwissenschaftlichen Umgang mit Popkultur aktiv sind und daher besonders profund und anschaulich den gegenwärtigen Zustand der Popkultur wie auch diesbezügliche neue Impulse vermitteln können.

Termine Grazer Pop-Lectures 2008 / 09 „Das Pop-Loch“

jeweils 18:00 Uhr, Alte Poststr. 152, 3. Stock, Studio

23.10.2008

Marcus Maida (Graz): „Das Pop-Loch. Eine kompakte und definitorische Einführung in den Zustand der Popkultur.“

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ABSTRACT

Hohlraum, schwarzes Loch, Peephole, Fehlstück, Pop-Latsch: die Popkultur zwischen Theorie und Praxis, neuen Ausblicken und schwarzem Loch, zwischen Subversion, Projektion, Distinktion, Business-Blues, Geschmack, Hochkultur und ästhetischer Indifferenz. Der Einführungsvortrag zur Reihe „Das Pop-Loch“ stellt Basisthesen und -definitionen auf, und nicht zuletzt die Frage: was bräuchte es eigentlich als Analyse-Grundlagen für praxisbezogene Popkultur-Studien?

BIO

Kulturwissenschaftler, Journalist, Autor, Musiker. Dissertation Univ. Düsseldorf „Transformation und Vermittlung. Über den gegenwärtigen Wandel ästhetischer Wertungen, Rezeptionen und Formen.“ Popkulturjournalismus u.a. für Intro, Jazzthing, Jazzthetik, Rolling Stone, Styles & The Family Tunes, Testcard, Vogue, WOZ. DJ (u.a. Liquid Sky Cologne) und Mitbegründer des Düsseldorfer Labels Tape Records, div. Live-Performances. Aktuelle Popkulturtheorieveröffentlichungen:

2006 „Alles muss raus!“, in: Boggasch / Sittig (Hg.): „Elend. Zur Frage der Relevanz von Pop in Kunst, Leben und öffentlichen Badeanstalten“, Nürnberg 2006.

2008 „Rheinischer Kapitalismus und Subkulturindustrie“, Vortrag / Text, Wissenschaftszentrum NRW / Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf, in: Matejovski / Kleiner / Stahl (Hg.): „Pop in R(h)einkultur. Oberflächenästhetik und Alltagskultur in der Region“, Essen 2008.

20.11.2008

Diedrich Diederichsen (Berlin): „Warum es keine Popkultur gibt.“

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ABSTRACT

Die sogenannte Pop-Kultur – eigentlich die um Pop-Musik herum entstandene Kultur – markiert mehrere Unterschiede zu ihren Vorgängern „Massenkultur“ und „populäre Kultur“. Nun ist das von ihr beschriebene selber historisch erledigt. Was wird an seine Stelle treten?

BIO

Kulturwissenschaftler und -journalist, gilt als einer der wichtigsten Poptheoretiker. Diederichsen war nach einem Studium der Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Linguistik 1979–1983 Redakteur der Musikzeitschrift Sounds und 1985–2000 Redakteur bzw. Herausgeber des Popkultur- Magazins Spex. Seit den 1990er Jahren schreibt er vorwiegend für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen, außerdem für Fachzeitschriften wie Texte zur Kunst und Theater heute. Seit 1992 Hochschullehrer Merz Akademie Stuttgart, Akademie der bildenden Künste Wien und u.a. in Passadena, Weimar, Bremen und München. Aktuelle Themenschwerpunkte sind Theorie der Pop-Musik, Sound-Art, Strukturwandel der Gegenöffentlichkeit, Psychedelia und Minimalismus, Gesamtkunstwerk, Bewegt-Bild-Installation und Neo-Formalismus. Zahlreiche Publikationen, aktuell: „Eigenblutdoping. Selbstverwertung, Künstlerromantik, Partizipation“, Köln 2008.

11.12.2008

Mercedes Bunz (Berlin): „Be my comment. Was aus der Popkultur im Internet geworden ist.”

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ABSTRACT

Immer wieder ist in der Geschichte der Popkultur eine Gruppe von Freunden angetreten, um nicht deren ihr Spiel zu spielen, sondern die Dinge anders zu gestalten. Das Internet hat dieser Popkultur neue Vertriebsmöglichkeiten gegeben, aber auch die sozialen Beziehungen transformiert. Freunde sind heute immer auch Arbeitszusammenhänge, und dass man die Dinge anders macht, wird quasi von einem erwartet. Der Vortrag wird diese Transformationen aufmerksam beobachten, sich dabei jedoch keineswegs mit hängendem Popkulturkopf in die Ecke trollen. Es gibt weiterhin Wege, die Widersprüche des digitalen Kapitalismus zu surfen. Are you loneley? Tired of working on your own? Do you hate making decisions? Hold a meeting!

BIO

Mercedes Bunz glaubt an das Internet, lebt in Berlin und ist Chefredakteurin vom Tagesspiegel Online. 1997 hat sie DEBUG, das Magazin für elektronische Lebensaspekte, mitbegründet und anschließend an der Bauhaus Universität Weimar eine Dissertation über die Geschichte des Internet geschrieben, die kürzlich im Kadmos Verlag unter dem Titel „Vom Speichern zum Verteilen“ erschienen ist.

http://www.mercedes-bunz.de/

15.1.2008

Max Dax (Berlin): “ Der Zwang zum Paradigmenwechsel. Wie alte Strategien der Popkultur nicht mehr greifen, neue Informationsdesigns nötig werden: Die Spex zwischen Tradition und Transformation.“

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ABSTRACT

Wie sehr machen die Umwälzungen der digitalen Revolution, welche die Popkultur verändert, auch ein Umdenken im journalistischen Umgang mit Strategien der Popkultur erforderlich?  Welche neue Rolle spielt der Autor/Journalist, wenn die Subkultur sich zunehmend ins Virtuelle verlagert, Musik, Kunst und  Film dekontextualisiert konsumiert werden, die Informationsdichte immer unüberschaubarer wird? Am praktischen Beispiel der Zeitschrift  „Spex“ zwischen Tradition und Transformation wird beleuchtet, wie  Entschleunigung und radikale Reduktion von Information einen Weg in einen zeitgemäßen Umgang mit Inhalten öffnet.

BIO

Lebt und arbeitet als Fotograf, Grafiker, Regisseur und freier Autor in Berlin. 1991 Gründung der Grafikagentur Dax Grafik in Hamburg, 1992 Gründung der Interview-Zeitschrifft Alert in Hamburg, 1993 der Gratiszeitschrift Sonic Press, 2003 Interim-Chefredaktion des WOM-Journals für 6 Ausgaben inkl. Realisierung eines umfassenden Relaunchs. U.a. freier Autor für Welt am Sonntag, taz, Zoo, Prinz, Jungle World, Der Spiegel, Monopol. 2006 Geschäftsführer der Berliner Grafikagentur Minus. 2007 Übernahme der ersten Chefredaktion des Popkultur-Magazins Spex in Berlin, umfassender Relaunch und Neupositionierung der Traditionszeitschrift. Publikationen u.a. “The Life And Music Of Nick Cave”, Berlin 1999, “Nur was nicht ist ist möglich – 25 Jahre Einstürzende Neubauten”, Berlin 2005, “Contemporary Album Cover Design”, Hamburg 2008, “Dreißig Gespräche”, FfM 2008, “Invisible Republic – The Music That Influenced Bob Dylan” (CD-Compilation), Berlin 2008.

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