Otaku / Fischkopf

Fischkopf Compilation

SLICK BUT NOT STREAMLINED

Von Marcus Maida

Otaku, japanische Höflichkeitsform: Ihr Haus, otaku dewa: Bei Ihnen, Otaku, Sammelbegriff für Technikaddicts, Otaku, erste Fischkopf Compilation. Hör zu: Fischkopf ist kein Widerspruch, sondern ein Counterpart zu Digital Hardcore, eher ist Fischkopf ein Widerspruch zu Nordcore. Auch wenn der Fischkopf da wahrscheinlich nicht so streng riecht. Fischkopfs Definitionen & Aushandeln von Gabba ist immer schon eigenständig gewesen, Fischkopf bediente selten die genormten Hardcore-Klischees (Der ach so toll plazierte Sprachsample, pubertär-existenzialistische Bedeutungsaufladung, & dann kracht’s nach martialischem „Massafakkka!!!!“-Gebrülle wieder zünftig nach vorne los), sondern hatte immer wieder Sachen am Start, die eigenandere & randständige Härtecodes ausprobierten & trotzdem 1000% krachten. & so gibt’s bei den hier versammelten Tracks eine Menge obskures Zeug mit komischen Passagen, wo es schraubt & schleift, Basis aber, & das ist wichtig, bleibt der digitale chemogummische unnatürliche synthetische inhuman erhabene Rythmus. Frage: Wieviel Funk hat eine hängende CD? Antwort: Gar keinen, Du Schafsnase, was denkst Du eigentlich, wo Du bist? Frag Dich mal zur Abwechslung wieder, WER Du bist! Gabba hat sich selten explizit politisch definiert, existenzialistische Härtecodes bleiben der Mainframe der GabbaNation.
Das ist auch bei Fischkopf in der Regel die Regel, worauf bereits die knappe postindustriell abstrakt-impressionistisch düstere Morbidlyrik des Covers hinweist. & das wird mit Konsequenz & stoischer Unerbittlichkeit durchgezogen, Raum & Zeit für enorm hyperbeschleunigtes Synapsengeschnappe & Elektronendauerexplosionen bleibt noch genug.

Taciturne, Baustelle, Presslufthammer, willst Du grooven, denk um & handele anders, Amiga Shock Force, superverzerrt, klassische Schule, brennt ab, Auto Psy, In yer face hauen ohne Spass & Lust, die Fresse des Bösen schleifen wir stoisch 100% vertikal faserfrei, Burning Lazy Persons, kaputt, grosses Lob, Jean Bach, 1000 Stimmen, krasser HardcoreXperimental, Orderly Chaos, kompletter Noisecore, im Chaos geboren & zum Mutanten gewachsen, Trash Enemy, so schlecht wie Dein letzter Track, den Du dann doch noch rausgehauen hast & klar kann der dann ALLES, plus 2 x soviele diverse andere, genauso gute, inklusive diverser verzerrter Dumm & Böse-Mutanten. Was ist hier anders als die genormte Kundenbefriedigung? Die Ausrichtung auf den Rand allein kann es nicht sein, eher ist es ein solides bewusstes Leben in Hardcore, das vom weichen Schilf, das sich im Wind wiegt, zum spitzen Pfeil heranwächst, der sich in den Hals des Feindes bohrt (Aber wer ist der Feind, die andern oder Du, das ist es, was Dich in zwei Hälften teilt). Diese Sammlung geht „an alle, die lieber hart am Rande handeln & wandeln, leben & lieben als immer genau in der Mitte zu hadern & warten, zu leiden & liegen…“. Klar setzt sich das auch per Norm-Kinder-Core-Gabba & Manga-Tech-Breaks um & erscheint teilweise bereits leicht veraltet, was hier meint: SICHERE HardcoreCodes, die uns die Zonenrandgebiete geben, die wir brauchen. Ist das pubertär?
Sicherlich, aber Menschen wachsen ja oder was?! & egal. Denn es ist so gut, wie es JETZT HIER ist. Immer noch.
Klassischer Hardcore für zum Arschlöcher vertreiben.
Erhabene Inhumanität an den Rändern.
Otaku. Unser Haus. Wir zahlen nicht & bleiben.

(Testcard)

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