Asphodel / Badawi / Bill Laswell Project

V.A.

Asphodelic

BADAWI

The heretic of ether

BILL LASWELL PROJECT

hashisheen – the end of law

(CD)

Bevor es seinen innovativen Ruf einbüssen könnte, releast Asphodel, das New Yorker Label von Erik Gilbert (nicht ohne: Paul D. Miller), endlich die erste Werkschau. Was normalerweise für ein innovatives Label spricht, nämlich bewusster straighter Eklektizismus in ausgesuchter Qualität, schmeckt bei Asphodel ein wenig mau. Denn: klar ist das Label überaus interessant, aber doch wirkt der Style, ich will es mal so nennen, doch etwas zerfahren und gibt keineswegs die Bandbreite wieder, die man hier erwartet hätte. Gleich dreimal sind die grossartigen „Tipsy“, das easy-L-Projekt des Labels, vertreten, Mix Master Mike, auch 3x dabei, Rob Swift und die X-ecutioners repräsentieren den fantastischen Neo-Hip Hop, den das Label bei einem völlig anderem Publikum bekannt machte, Spooky selbst lässt zweimal die Downbeats mit schweren Bässen rollen, scratcht und morpht das Ganze Richtung D&B, „We“ schlittern durch experimentell leicht verständliche Soundfiles und Badwi, der Heretiker, präsentiert den spirituellen Flow verbrüderter Ethnien. Völlig unverständlich: die „schwierigen“, aber für mich mitunter besten Acts wie Francis Dhomont und auch Ulf Langheinrich fehlen, möglicherweise ist ihr Klang nicht mehr repräsentativ für das Label, hier aber fehlt irgendetwas, was „Asphodelic“, sicher eine überdurchschnittliche Compilation, zu einem bemerkenswertem Meilenstein hätte werden lassen können. Das erste Album des ehemaligen „Sub Dub“ Machers Raz Mesinai dann gibt einen neuen Strang des Labels wieder: Badawi’s „The heretic of ether“ besteht aus betörend hypnotischen Streicherarrangements und sinnlichen Saiteninstrumentarien, die durch verständige Downbeats und genussvoll-versunkene Basslines unterstützt werden. Die minimal gespielten dramatischen Streicherfragmente stehen unter einer verheerend glückseligen Spannung, über der die fernöstlichen Saitensolisten und Perkussionisten ihre konzentrierte Energetik entfalten können. Die Instrumentalplatte ist am ehesten mit der Arbeit von Muzlimgauze vergleichbar, hier endete eine Linie, und dort knüpft eine neue an. Auf Sub Rosa ebenfalls soetwas wie eine Mystik der Verständigung: unter Bill Laswells Koordination huldigen Iggy Pop, William Burroughs, Patti Smith, Genesis P-Orridge, Anne Clarke, Jah Wobble, Sussan Deyhim, Techno Animal, Hakim Bey, Paul Schütze und einige andere dem arabischen Kultisten Hassan I Sabbah, genannt „The Hashisheen“. Dessen mystischer Einfluss auf Autoren wie zb. Rimbaud, Burroughs, Gysin und Nerval zieht sich durch das ganze Album, das eine Mischung aus Soundscapes und spoken word ist. Die ewigen Downbeats als Allheilmittel nerven hier echt, denn was orientalische Mystik mit gut abgehangenem New Yorker Trip Hop (schreib ich mal absichtlich) zu tun hat, wird zero klar. Verlässt die Musik jedoch den popmodischen Schnickschnacksound und begibt sich in hörspielartigere Gefilde, gewinnt auch das gesamte ambitionierte Projekt. Da die Musik jedoch insgesamt etwas nachlässwellig behandelt wird und denkt, sie gewinnt bereits, wenn Legenden über Downbeats labern, werde ich an ein letztens im Deutschlandradio gesendetes Hörspiel über Flauberts ägyptische Tagebücher erinnert (Von Hacke / Einheit & den üblichen Verdächtigen), das multipel mehr Klasse hatte und das Thema „Rätselhafter Orient“ (nach Reinhard Mey) ungleich spannender umsetzte.

(Asphodel / Rough Trade und Sub Rosa / EFA)

(Testcard)

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