Dots and Dashes / Makai

Dots and Dashes
DOTS AND DASHES

Makai
MILLENIUM

Von Marcus Maida

Dots and Dashes sind ein hiesiges Drum & Bass – Produzentenduo, die bereits zwei 12″es mit ansprechendem Stil veröffentlicht haben: sehr genau in Sounds & Atmosphäre, abstrakt & episch zugleich. Das erste Album schreibt diesen Stil fort, reduziert und überaus genau produziert, obschon der erste Track klingt, als hätten sie ihn Rupert Parkes per trojanischem Pferd von der Festplatte gezogen. Was ja beileibe nicht die schlechteste Referenz ist. Die Beats sind trocken & kalt, zwischen ihnen segeln pfeilschnell kleine Klangpartikel, oder dunkle Flächen schieben sich in den Track, um kurze Zeit später wieder herausgepeitscht zu werden. Eine Nähe zu eben Photek & auch Source Direct ist nicht zu verkennen, sehr gutes Material, jedoch mehr zum Hören als zum Tanzen. Gleichsam ein überaus beachtenswertes Projekt, zwei Sample- & Sequencermaniacs mit sehr präzisen Vorstellungen bei der Arbeit. In dieser Form in diesem Land noch nicht dagewesen, aber was heisst das schon? Die beiden haben ihre, wie sie mir sagten, „sehr überschaubare“ Homebase in Bielefeld, erweitern ihre Aktivitäten aber zunehmend in andere Bereiche, z.B. häufigeres DJen aka Stylemessenger sein & auch ein eigenes neues Label mit noch unerhörtem Elektronikfreestyle ist geplant. Die beiden schulten sich klanglich schliesslich durch Industrial / EBM, ein grosser Einfluss war / ist Skinny Puppy, was ja beileibe nicht die schlechteste Referenz ist. Aber das hatten wir schon.

Style change, härtere Gangart: nach einigen wenigen hiesigen interessanten Ansätzen jetzt ein, wenn nicht das „amtliche“ Hardstep-Autorenalbum der Hanau-Precision-Posse (Kabuki, Navarone & Mainframe = Megashira, Ono Sendai & Makai): „Millenium“ von Makai ist ein ziemlich weiter Wurf. 2-Step, distorted, unglaublich kraftvoll, vehement & heftig. Hier geht es nicht um die geschickte Programmierung, sondern um rohe Energie. Klaro, wo dieser Sound läuft, bewegen sich Leute um ihre eigene Achse & renken sich die Hüften raus. Fette Sounds, dark & sinister die Atmo. Wenn die Sommersonne nervt & die Nacht kommt, passt das schon. Gleichsam Dumm & Böse zur Zeit ziemlich auf der Stelle tanzt, mich nervt’s eher: wenig Experimente, dafür protziges Gehabe vieler Protagonisten, 1000 smarte Kuddels in Fred Perry Hemden, teuren Sneakers an den Mauken, Handy im Arsch & am besten noch nen Ferrari vorm Homestudio – real & authentic halt, das kennen wir doch irgendwoher? Kein Mensch weiss, wo diese „Szene“ hingeht (Richtung Whirlpool?), musikalisch tritt das Ganze jedoch ziemlich auf der Stelle. Two-Step ohne Ende, & die Doofen denken immer noch: Wow, das ist sie, die Musik zur Zeit. Der Prophet sagt: es gibt eine Zeit des Kochens im eigenen Saft & es gibt eine Zeit des Überkochens. Die Reaktion auf die Frage nach eigenständigen „deutschen“ Styles ist übrigens ein geplatzter Reissack in China.

(Testcard)

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