Smog / Catpower


Smog
KNOCK KNOCK

Catpower
MOON PIX

Von Marcus Maida

Update der besten Songwriter-Files. Bill Callahan meldet sich pünktlich zur Jahresfrist mit neuem Album zurück. Die Wege des Bill sind unergründlich. Hat er nicht noch zig nichtzuende geschriebene Songs in der Küche oder dem Handschuhfach liegen? Offenbar nicht, sonst hätte er von den 10 neuen Songs der Platte nicht 5 auf einer 8-stündigen Fahrt von South Carolina nach Maryland geschrieben, und abseits der Hauptstrasse nahm er so viele kleine Wege, wie er konnte. „I could drive forever“ legt wahrscheinlich Zeugnis von dieser Kilometerfresserei ab. Zufälligerweise hatte ich letztes Jahr das Vergnügen, genau eine solche Fahrt in gleicher Geographie auch zu erleben, gottlob nicht alleine, sonst wären vielleicht auch noch Songs dabei herausgekommen. Aber die schreibe ich lieber anderswo, ist auch wirklich sehr schwierig, Lenkrad und Gitarre gleichzeitig zu halten. Aber, wie gesagt, Bill findet immer einen Weg, oder eben viele kleine. „Knock Knock“ ist typisch Smog, aber im Songmaterial ausdifferenzierter und ausbalancierter. Auf die typischen Balladen mit karger Instrumentierung und Streicherarrangements folgt ein vollster Rock-Kracher, aber auch eine unter latenter Spannung gehaltene uptempo Nummer, auf der der „Chicago Childrens Choir“ singt, ist dabei (In dieser konzeptionellen Konstellation erinnert dieser device eindeutig an Blumfelds „Mein System kennt keine Grenzen“). Die Songs sind teilweise kompakter und griffiger geworden, ohne ihre bittersüsse Vision verloren zu haben, dafür jedoch jegliche offensichtliche Schrägheit des Materials, das aber bei klarstem Bewusstsein. Ich sage „Country“, und ihr denkt wahrscheinlich „weisse Cowboyhüte“, aber ich meine – eben – „lange Überlandfahrten“. Produziert hat wieder Jim O‘ Rourke, und er hat es wie sagt man kongenial gemacht.

„Moonpix“, letztjähriges Album der fantastischen Chan Marshall aka Catpower, ist hingegen eine Songplatte, die in ihrer bedeutsamen Grösse, in der es vulkanisch brodelt, auch für Aussenstehende ohne allzuviel Kunstgriffe und Poliererei nachvollziehbar ist. Heisst: der Klang, der Impact ist rein, pure, Du hörst, was hier geht beim allerallerersten Mal. Und das ist selten. „Moonpix“ ist eine der besten, wenn nicht die beste Songplatte der letzten Zeit. Sie und Callahan sind Seelenverwandte, das kann kein Zufall sein, und tatsächlich, das ist es auch nicht.

(Testcard)

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