Flanger
TEMPLATES
Nonplace Urban Field
PLAYS LOVE SONGS
Von Marcus Maida
Flanger – dieser flunschige Wackelkisteneffekt. Zieht den Sound durch Filter und macht ihn fluffig, metallisch-swingend, bei aller Schwere leicht. Flanger – das Projekt von Uwe „Atom Heart“ Schmidt und Burnt Friedman. Und es haut mich aus den Pantinen. Phantastisch. Die bauen Jazz nach und spielen ihn selber. Mal wieder nur das Vorwärtigste, das da lässig aus den Schatten der Vergangenheit cruist und aus dem Stand spielt – bzw. die Bits wie digitale Dartspfeile wirft. Hier haben sich zwei gefunden, deren Workform sich exzellent ergänzt, denn sie sparen Zeit und schaffen an einem Tag, wofür jeder für sich eine Woche bräuchte. Kennengelernt hat sich das Duo während einer Australientour vor nahezu drei Jahren, es folgte reger Austausch und schliesslich diese Aufnahmen, made in Chile, Atom Hearts Wahlheimat – und bereits fast 2 futuristische Jahre alt. Und klar, dass es klingt wie Jazz aus dem Orbit. Das Coverposing ist von Unschärferelationen und Halbheiten geprägt, der Flangersound hingegen bringt es sofort auf den Punkt: hier sind zwei unprätentiöse Profis im Dauereinsatz. Und hier wird nicht gespielt. Entgegen den Vermutungen, die Cover und Credits in die Runde werfen – alles ist gesampled. Und es wird Euch die Hosen runterziehen.
Dann Mr. Friedman solo in seinem „Non Place Urban Field“. Und er spielt ausschliesslich Liebeslieder. Und was für welche. Stimmungen, Würze und Wärme verfliessen in einem schwül-schaurig-schönem Mix zu einer Grandiosität, die sich einige Zeit nicht mehr gewaschen hat. Klinisches Trackdesign ist seine Sache nicht, es wird geschwitzt und gechattet, und alle Kabel croonen mit. Burnt’s Tracks werden von einer Rythmik geleitet, die je nach Stimmung zwischen eleganter Dezenz und Dynamik schwingt, und sie glänzen und funkeln im Dunkeln. Das ist nicht gut, denn das ist wirklich ausnahmsweise mal brilliant, und dem solltet Ihr beide Ohren geben, die Euch in unerwarteten Situationen klangtrunken zurückgegeben werden. Ihr kennt es, und Ihr werdet sowas von überrascht sein.
(Style and the Family Tunes)