RED APPLE FALLS
Von Marcus Maida
Puh. Beeindruckend. Nach wie vor ist Bill Callahan einer der besten Songschreiber dieser Zeit. Die gibt’s ja auch noch, das solltet ihr nicht ganz vergessen. Ist nur ein bisschen aus der Mode gekommen. Irgendjemand hat das x in soziologisierender Euphorie „männliche Einsamkeitsentwürfe im Homerecording“ genannt & einen Artikel darüber geschrieben (Warum nicht gleich eine Doktorarbeit?). Nichts gegen Euphorie, & schon x gar nichts gegen Soziologie, aber da musste ich erst x auf’s Klo gehen. Später stand ich im Münchener Plattenladen ‚Optimal‘ & überflog in irgendeiner Zeitschrift ein Interview mit Bill, & man fragte ihn in diesem Gusto ‚Hey, du bist doch so einsam & authentisch & bla, was würdest du tun, wenn du anstatt der Vierspurkönig zu sein in einem richtig fettem Studio aufnehmen könntest?‘ & er sagte, & ich musste mich im selben Moment selber festhalten: ‚Tja, sowas wie im Electric Light Orchestra-Stil zu produzieren, das reizt mich schon sehr.‘
Ok, Entwarnung: das ist hier nicht passiert. Stattdessen hat er ein fast pur akustisches & unglaublich fragil-präzises Album eingespielt, von dem mensch nur froh sein kann, dass soetwas Leute heute überhaupt noch machen, ohne sich auf den mit 10 Meter hoher Schmierseife beschichteten Boden des Songschreibertums fett auf die Fresse zu legen. Ich habe nur ein wirkliches Problem mit dieser Platte: einiges, vieles klingt exakt wie Nick Drake, gleich das erste Stück zum Beispiel, & es folgen noch einige, sogar eine uptempo Nummer, die Drakes Platten ja auch immer etwas aus der Imbalance seiner Moods geholt haben. Die Musik Callahans wird dadurch logisch nicht schlechter, ganz im Gegenteil, da sollte mensch nur x nachhaken. Produziert hat übrigens Jim O‘ Rourke. Sowas lässt sich nur am Schluss schreiben.
(Seven)