Like a Tim
YEAH RIGHT
Carl Crack
BLACK ARK
EC8OR
WORLD BEATERS
Bomb 20
FLIP BURGERS OR DIE!!!!!
Von Marcus Maida
Digital Hardcore bringt neue Scheiben ins Spiel. Machen wir’s kurz – alle gut. Wer Like a Tim noch nicht kennt, sollte das mal nachholen. Sein Stil ist ziemlich durchgedreht, verquert & überaus lustig. Früher zog er auf Djax up in insgesamt 12 Releases HipHop, Elektro & undefinierbare Elektronik durch den Reisswolf, heute packt er das etwas mehr zusammen, es rumpelt etwas straighter, aber in den Tracks fällt immer noch jede Menge um, steht danach mit Beule wieder auf & läuft deppert in der Gegend rum & macht launemachende Sachen. Comic-Electronik der besten Art. Das Z.Z. Top – Cover von „Legs“ möchte ich dann doch nicht unerwähnt lassen, Gina von EC8OR gibt dem Gag die Vocals. Dererlei ist Tim immer recht, um elaborierte Elektroniker zu verhohnepeoplen, so auch „Let the guitars roll“ & „Keep those guitars rolling“. Tim hat nun wirklich Humor, & zwar IN der Musik. Letztens bestritt er einen DJ-Set nur mit Platten aus der Stadtbücherei von Rotterdam. Kicher. Die Platte ist übrigens ein Release auf Alec Empires „Geist“-Label.
Völlig anders kommt Carl Crack, der MC von Atari Teenage Riot, daher: die Tracks sind logisch voll zusammengesampelt bis der Arzt kommt, in ihnen offenbart sich jedoch bei aller noisigen riot-elektronik eine Vorliebe für Dub (Lee Perry!) & HipHop. Irrsinnige Vocal-Samples & Sprecherfetzen, dann explodieren die Tracks. Aber auch verstörende atmosphärisch-gehetzte Lo-Fi-Slo-Nummern gibt es. Mein Geist ist dein Geist. Well well done.
EC8OR toppen dies alles noch in Punkto Härte, Geschwindigkeit & Hysterie. Insofern hier nichts neues, es bleibt fett-krachig & gut. Die Vorliebe für Speed/Trash/Doom-etc-Gitarren in den Traxx wird bestimmte Gemüter mit Sicherheit meilenweit in die Flucht schlagen. Auf Musikkritiker scheissen EC8OR im wahrsten Sinne sowieso, Spex is a fat bitch, klar, & das erste Album verkaufte bislang 20.000 Copies. & don’t the kids just love it? Patrick zeigte bereits in frühen Tagen als E de Cologne bedingungsloses & lustvolles Gefühl für Härtegrade, Ginas Vocals sind hier extrem-logische Ergänzungen & Übersteigerungen. Die „Politik“ von Digital Hardcore ist 1fach, & Gina bringt sie auf den Punkt: sei so laut, wie Du sein kannst, überschreite alle Grenzen & brich alle Regeln, um sicher zu gehen, dass Du gehört wirst. Übertreibung & Polemik, älteste radikale politische Mittel halt. Den Gegner nicht sanft aus der Reserve locken, sondern gleich anbratzen. Trotzdem müssen die endlich mal älter werden, ich mein es. Ich sah sie mal im alten Berliner Suicide rocken & Gina kreischte gleich zu Beginn: „Alle über 30 raus!!“ Logisch blieb das gesamte Publikum stoisch da, um na? die 1000ste hysterische Version von „Ich bin so hart & wild & crazy“ zu hören, die, variierend in Härtegraden, ja desöfteren schon vorhanden war. Im Klartext: EC8OR sollten darauf achten, dass sie bald nicht nurmehr mit Härte & uralt Codes von Rebellion entertainen. Trotzdem: Krach, der packt.
Dann aber noch Bomb 20, auch blutjung, frustriert & wildentschlossen. Es rasseln & krachen deftige & astreine Terrorbreakbeats, umrahmt von cool ausgesuchten Film-Samples, was schon immer ein gutes Zeichen von ihm war (Pigtronics). Die brachiale Wut & Kraft, die aus dieser Musikattacke kommt ist 1fach, direkt, Du bist sofort drin. Böse Böse. Gut Gut. Jetzt musst Du nur noch rausgehen.
(Testcard)