Von Marcus Maida

Drei wunderbare neue Drone-Records (Drone Records, Gneisenaustrasse 56, 28201 Bremen), drei Singles in schönstem Coverartwork, drei Singles mit herausragenden unspektakulären Klängen & Tonmaterialien, die vorrangig ein Ziel haben: den Menschen die Sinne für ein aufmerksames Hören zu sensibilisieren. Die Ultra Milkmaids aus Dijon, Frankreich, haben zwei Stücke von 1996 & 97 releast: unendlich schöne und gefühlvolle Ambientskulpturen, die knapp über der Erde schweben zu scheinen. Die Musik mit all ihren feinen glitzernden Effekten macht einmal mehr verständlich, warum es Vinyl geben muss: diese diffizilen Schwingungen & Bewegungen müssen sich physisch durch Schwingungen & deren Schwankungen in einem offenem Raum ausbreiten. Das Vance Orchestra aus Arnheim – unerklärliche Konkretion eines gewöhnlichen Wunders. Prasseln & Zischen & Tropfen. Es wird deutlich, das nur die, die aufmerksam & mit aller Kraft der oberflächlichen Tiefe in die Klangwelt der Welt hineinhören können – anstatt ewig mit vorgefertigter Kaufelektronik & Fetischmaschinen herumzurocken – neue Tonlandschaften erkunden können. Dies sind keine fremden Welten, obschon es so scheint. Der Widerspruch zwischen oktroyiertem Realitätssinn & selbstgeneriertem Eigensinn ist lösbar. Diese Klänge können dabei helfen. Am Ende fegt sich alles selbst aus. Das Erdwerk: reduzierte Kratzigkeiten aus der Schweiz, minimalisierte Konkretion, sehr klar & deutlich, an- & abmoderiert von liebenswürdiger Frauenstimme. Strassenlaternen für Geräuschtrunkene könnten Mego & einige Japaner sein, willst Du dich aber daran festhalten, fällst Du um. Als ob dieses Duo ein Faible für Metall & Hall hat, was immer gut ist, niemals antiquiert. Die Hardware schabt & kratzt & schleift, es ist eben die Physis, ohne die nichts GEHT. Physische Spuren hinterlassen, aber nicht aus egozentrischem Selbstzweck oder gewalttätigen Biomarkierungsgründen. Siliziumplätzchen sind vielleicht doch nur Gimmicks für Affen mit Waffen.

(Testcard)