Profan / Burger-Ink

V.A.
PROFAN

Burger / Ink
LAS VEGAS

Von Marcus Maida

Oh oh, die ansonsten geschätzte ‚Groove‘ loost ganz schön in ihrer last Edition, wo sie – zugegebenermassen erstmal zurecht – über ‚Feuilletontechno‘ abmosht, d.h. also, Techno, der via rock- bzw. indiesozialisierter Schreiber intellektuell auf- & umgewertet wird & sich vor allem auf den sog. Autorentechno einschiesst. Äh … Hallo, liebe Frankfurter, aufwachen! Die Zeit der Whitelabel ist vorbei, das wisst ihr ja auch, & Rock’n Roll-Dissing ist ja 1997 auch eine wirklich unglaublich spitze Waffe. & Techno/House vor allem als ein Partysozialisationsfaktor mit Erinnerungswert abzufeiern, mit einem typisch deutschem ‚Wo wart ihr damals?‘ & ein Monument für den ‚alten Iron Raver‘ zu errichten, der damals mit der Pille in der Hand für uns durchs Strobo-Lichtgewitter ging – das wollt ihr ja auch nicht. Was ich damit sagen will ist: Mir ist ein reflektierter & politisierter Mike Ink-Hörer, der seine Musik vor meinetwegen sagen wir ruhig 3 Monaten erst entdeckt hat lieber, als ein besinnungsloser Uralt-kulturdistinktions-bild-sich-was-ein-Techno-Patriot mit Parteiausweis No. 123. Wacht endlich auf! Als ob es darum ginge, wer wann welche Musik gehört hat! Ich kann mich noch gut an die Idioten mit ihren ‚Where were you 77′-Shirts erinnern, denen kann ich heute nur zurufen: Where are you 97? Klar nervt die Umtransformation vom Spex-Redaktionsheiligen Neil Young zu Mike Ink & stösst bisweilen etwas auf, aber kulturdistinktionelle Grabenkämpfe sind so lächerlich wie sie immer schon waren. Zudem ich mir vorstellen kann, dass die Heiligsprechung via Spex Mike Ink auch nicht ganz geheuer sein dürfte.
N‘ bisschen Musikgelaber dazu noch: Die erste Profan-Compilation, Mike Inks eigenem Label, wurde von ihm selbst zusammengestellt, enthält neben Eigen- auch Fremd- bzw. Bruderproduktionen, hier vor allem Sweet Reinhard, & sie ist logisch wirklich dieser Meilenstein. Die Tracks zeichnen sich durch einen kurz & schlüssig berechneten abstrakten TechFunk aus, der all das, was Funk & Groove je bedeuteten & waren, abstrahiert & gleichzeitig wieder konzentriert einfängt & aus- bzw weiterführt. Ich kenne wenig Musik, die derart konzentrierten Sex innehat wie die von Mike Ink. Da bricht mir der kalte Schweiss aus. „Funkyness mit einem Hauch Dadaismus“ hat er das x selber genannt. Zudem halte ich ihn für einen Rejuvinator & Transformer der Idee ‚Pop‘, im allerbesten Sinne. Sehr deutlich wurde dies nicht nur durch die in jeder Szenekneipe, aber zum Glück auch auf Floors abgefeierten ‚Love Inc‘, sondern auch in der Zusammenarbeit mit long time companion Jörg Burger aka Bionaut/Burger Industries. ‚Las Vegas‘ vereint das Beste beider Welten, Burgers instinktartiges GESPÜR um Melodie & Struktur von klassischer Popmusik & Inks unzweifelhaftes WISSEN um bewegende Rythmik. Allein die Titel dieser extrem ästhetischen Platte legen Pop-Bewusstsein nahe, 3 x allein wird Roxy Music zitiert. Abgeschlossen wird dies durch die unglaubliche BALLADE ‚Swiss made‘. Nur die Texte fehlen. Wie wär’s mit dem hier: Take me, I’m swiss made, I’ll function like a clock…

(Seven)

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